Christmann, Königsbacher Idig Großes Gewächs 2011
Weh-Weh-Weh Willis Wein Werkstatt
Heute auf der Hebebühne: Christmann, Königsbacher Idig Großes Gewächs 2011
Inga Lürsen ermittelt im Tatort, wer ist der Mörder? Hier eine falsche Fährte, dort eine Finte, da ein schwer Verdächtiger, der dann am Ende doch unschuldig ist. Natürlich darf auch die alte Dame mit dem Hund nicht fehlen, die diesmal aber nicht den grausigen Fund machen musste, wie sonst die Spaziergänger. Dafür aber mit der ganzen Erfahrung ihrer sieben Lebensjahrzehnte der Polizei auf die Sprünge hilft. Sehr löblich.
Und parallel dazu ziehe ich mir diesen Wein auf. Das kann kein Zufall sein. Denn der zwingt mich auch gleich in die Ermittlungsarbeit. Verflucht, welche Aromen sind das eigentlich? Warum lässt der sich nicht fassen? Und wo ist die alte Dame mit dem Hund, die mir Hilfestellung gibt? Ich muss das hier ganz alleine lösen.
Aber jetzt sind wir schon mittendrin im Fall. Moderne Schnitttechnik eben, da arbeitet man mit Rückblenden und einer eher collagenhaften Umsetzung des Drehbuchs. Jetzt wäre also der Zeitpunkt, endlich mal den Anfang zu zeigen. Zoom auf den Korken, der gerade aus der Flasche gezogen wird. Dann Schwenk runter auf das Etikett, das unter dem geschwungenen Namen „Christmann“ deutlich lesbar den Schriftzug „Königsbacher Idig GG 2011 zeigt“. Aus dem off könnte jetzt die Stimme von Kommissar Igel ertönen: „Das war schon im Jahrgang 2009 mein schwierigster Fall“. Schnitt, dann Rückblende in der Rückblende, schwarz-weiße Großaufnahme von Kommissar Igel hinter seinem Schreibtisch, mit Panamahut und Nadelstreifenanzug. Eine Inga Lürsen nicht wirklich ähnelnde Blondine mit Beinen bis zum Boden drückt ihm gerade eine Flasche Idig 2009 in die Pfote. Stimme aus dem off: „Stundenlang habe ich gebraucht, bis ich das auseinanderklamüsert hatte, die Mineralik hatte sich hinter der Frucht versteckt. Am Ende ist sie dann aber natürlich doch noch ins Netz meiner Papillen gegangen.“
Überblendung auf die Flasche Idig 2011, nun wieder in Farbe, gerade gluckert der Wein ins Glas des Kommissars. Und jetzt sind wir live drauf – der Kommissar schnuppert und spricht in Richtung der Kamera: „Hmm, opulente Nase, keine Frage, fruchtbetont, viel Aprikose, Grapefruit, und, ja, jetzt habe ich es, auch ein wenig limonig.“ Noch ein ausgiebiges Schnüffeln, dann geht es weiter, „Hui, das wird immer kräftiger, aber wo ist jetzt die Aprikose hin? Plötzlich habe ich da eine fette Mineralik. Die hat mir meine Aprikose erschlagen. Das ist Mord! Und, huch, jetzt kommt auch noch ein leicht hefiger Ton heraus, stellt sich neben die Mineralik, grinst einmal kurz und weg isser wieder. Unglaublich!“
Der Zuschauer wird sich jetzt schon fast vorkommen als wäre er bei Hart aber Hefeschuster, doch der Kommissar ermittelt gnadenlos weiter. Jetzt nimmt er den ersten Schluck, aus dem off wird Loriots Pahlgrubervetreter eingespielt „Sie müssen ihn unter die Schunge kriegen…“. Und Igel kriegt ihn unter die Zunge. Er spricht zu einem imaginären Harry Klein: „So also schmeckt dieser Idig, Harry. Der ist verschlossen, mein lieber Mann, da kommen wir mit herkömmlichen Verhörmethoden nicht weiter. Harry, wenn ich mich nicht irre hat der sogar einen kleinen Bitterton!“ „Ja Chef, wenn Du meinst Chef“ souffliert der imaginäre Sidekick, den man irgendwie doch hören kann. „Ach Harry, Du hast keine Ahnung, der ist schon wieder weg, der Bitterton. Jetzt kommt das richtig apfelsinig, die Aprikose aus der Nase ist auch wieder da, eine richtige schöne Fruchtbombe ist das geworden, in wenigen Minuten nur! Harry, hol schon mal das Bombenkommando.“ Und das braucht der Kommissar auch, denn der Wein wird immer voller. Zugegeben, mit einer leicht stechenden Alkoholnote im Abgang, ansonsten ist das wuchtiger Hedonismus pur.
Wer genau hinsieht, kann erkennen, dass Kommissar Igel schon nicht mehr ganz nüchtern ist. „Harry, ich dachte, ich hätte ihn dingfest gemacht, aber plötzlich ist die Frucht nicht mehr so dominant, jetzt entdecke ich eine richtig dicke Granitmineralik. Und die ist so weich, das geht eigentlich gar nicht, fast könnte man sie buttrig nennen.“ Schon hier nimmt man dem Kommissar nicht mehr ab, dass er unglücklich über die Notwendigkeit einer Fortsetzung der Ermittlungen sein könnte. Zu sehr leuchten die Igeläuglein, als er den nächsten Schluck nimmt: „Harry, hol Meyer Zwo, wir brauchen Feuerschutz, da kommt hinten heraus eine süßliche Zitrone im Abgang zum Vorschein, die bleibt fast ewig. Mit noch mehr Luft wird das außerdem so richtig ananassig, mit so einem ganz kleinen Hauch Batida-Kokosrum. Und da ist auch wieder die Aprikose. Harry, ich fürchte, wir drehen uns im Kreis.“
Was soll er auch machen, der Kommissar Igel, so ein schwieriger Fall kommt ihm genau einmal im Jahr vor die Geschmacksknospen. Und immer ist es der Idig, der so vielgesichtig und chamäleonhaft auftritt. Inga Lürsen hat ihren Mörder längst gefangen da spürt unser Kommissar noch immer diesem immer voller und kräftiger werdenden Abgang hinterher. Sehr saftig, fast etwas verhalten in der Säure wirkend, weil er so viel Extrakt und Fruchtsüße mitbringt. Manchmal wirkt das ein wenig überladen, oder sagen wir, es würde für jeden anderen überladen wirken – unser Kommissar ist so ein harter Hund, der liebt ja solche Weine. „Harry, jetzt kommen auch noch Lindenblüten zum Vorschein, das gibt es doch gar nicht! Und dann wieder das Granitige, jetzt mit einer Spur Feuerstein. Unglaublich! Das ist wieder so eine Idig-Wundertüte, die im Glas stundenlang immer neue Facetten zeigt. Bis hin zur Bourbonvanille, die ein paar Sekunden lang deutlich zu riechen ist, mit einem Anflug von Birne, fast wie ein Chardonnay wirkt das eine Weile. Dann aber doch wieder Ananas und Aprikose.“
Letzte Einstellung, die Kamera zeigt, wie im Gesicht unseres Kommissars die Sonne aufgeht. Wäre das Ganze ein Comic, würde jetzt eine eingeschaltete Birne über der Rübe des Ermittlers schweben. Jedem ist klar – der Mann hat die Lösung gefunden, gerade noch rechtzeitig, bevor er Opfer des Alkohols geworden wäre. „Harry, ich habs, das ist wie die Sache mit dem Orientexpress. Das ist nicht ein Täter, die sind es alle miteinander. Harry, hol schon mal die grüne Minna, die sind alle festgenommen!“ Fade out, verschwommen sieht man noch, wie der Kommissar schon davon träumt, dass ihm die schwarz-weiße Blondine aus der Rückblende im kommenden Jahr den Idig 2012 auf den Tisch stellt. 92 von 100 Willipunkten!
Inga Lürsen ermittelt im Tatort, wer ist der Mörder? Hier eine falsche Fährte, dort eine Finte, da ein schwer Verdächtiger, der dann am Ende doch unschuldig ist. Natürlich darf auch die alte Dame mit dem Hund nicht fehlen, die diesmal aber nicht den grausigen Fund machen musste, wie sonst die Spaziergänger. Dafür aber mit der ganzen Erfahrung ihrer sieben Lebensjahrzehnte der Polizei auf die Sprünge hilft. Sehr löblich.
Und parallel dazu ziehe ich mir diesen Wein auf. Das kann kein Zufall sein. Denn der zwingt mich auch gleich in die Ermittlungsarbeit. Verflucht, welche Aromen sind das eigentlich? Warum lässt der sich nicht fassen? Und wo ist die alte Dame mit dem Hund, die mir Hilfestellung gibt? Ich muss das hier ganz alleine lösen.
Aber jetzt sind wir schon mittendrin im Fall. Moderne Schnitttechnik eben, da arbeitet man mit Rückblenden und einer eher collagenhaften Umsetzung des Drehbuchs. Jetzt wäre also der Zeitpunkt, endlich mal den Anfang zu zeigen. Zoom auf den Korken, der gerade aus der Flasche gezogen wird. Dann Schwenk runter auf das Etikett, das unter dem geschwungenen Namen „Christmann“ deutlich lesbar den Schriftzug „Königsbacher Idig GG 2011 zeigt“. Aus dem off könnte jetzt die Stimme von Kommissar Igel ertönen: „Das war schon im Jahrgang 2009 mein schwierigster Fall“. Schnitt, dann Rückblende in der Rückblende, schwarz-weiße Großaufnahme von Kommissar Igel hinter seinem Schreibtisch, mit Panamahut und Nadelstreifenanzug. Eine Inga Lürsen nicht wirklich ähnelnde Blondine mit Beinen bis zum Boden drückt ihm gerade eine Flasche Idig 2009 in die Pfote. Stimme aus dem off: „Stundenlang habe ich gebraucht, bis ich das auseinanderklamüsert hatte, die Mineralik hatte sich hinter der Frucht versteckt. Am Ende ist sie dann aber natürlich doch noch ins Netz meiner Papillen gegangen.“
Überblendung auf die Flasche Idig 2011, nun wieder in Farbe, gerade gluckert der Wein ins Glas des Kommissars. Und jetzt sind wir live drauf – der Kommissar schnuppert und spricht in Richtung der Kamera: „Hmm, opulente Nase, keine Frage, fruchtbetont, viel Aprikose, Grapefruit, und, ja, jetzt habe ich es, auch ein wenig limonig.“ Noch ein ausgiebiges Schnüffeln, dann geht es weiter, „Hui, das wird immer kräftiger, aber wo ist jetzt die Aprikose hin? Plötzlich habe ich da eine fette Mineralik. Die hat mir meine Aprikose erschlagen. Das ist Mord! Und, huch, jetzt kommt auch noch ein leicht hefiger Ton heraus, stellt sich neben die Mineralik, grinst einmal kurz und weg isser wieder. Unglaublich!“
Der Zuschauer wird sich jetzt schon fast vorkommen als wäre er bei Hart aber Hefeschuster, doch der Kommissar ermittelt gnadenlos weiter. Jetzt nimmt er den ersten Schluck, aus dem off wird Loriots Pahlgrubervetreter eingespielt „Sie müssen ihn unter die Schunge kriegen…“. Und Igel kriegt ihn unter die Zunge. Er spricht zu einem imaginären Harry Klein: „So also schmeckt dieser Idig, Harry. Der ist verschlossen, mein lieber Mann, da kommen wir mit herkömmlichen Verhörmethoden nicht weiter. Harry, wenn ich mich nicht irre hat der sogar einen kleinen Bitterton!“ „Ja Chef, wenn Du meinst Chef“ souffliert der imaginäre Sidekick, den man irgendwie doch hören kann. „Ach Harry, Du hast keine Ahnung, der ist schon wieder weg, der Bitterton. Jetzt kommt das richtig apfelsinig, die Aprikose aus der Nase ist auch wieder da, eine richtige schöne Fruchtbombe ist das geworden, in wenigen Minuten nur! Harry, hol schon mal das Bombenkommando.“ Und das braucht der Kommissar auch, denn der Wein wird immer voller. Zugegeben, mit einer leicht stechenden Alkoholnote im Abgang, ansonsten ist das wuchtiger Hedonismus pur.
Wer genau hinsieht, kann erkennen, dass Kommissar Igel schon nicht mehr ganz nüchtern ist. „Harry, ich dachte, ich hätte ihn dingfest gemacht, aber plötzlich ist die Frucht nicht mehr so dominant, jetzt entdecke ich eine richtig dicke Granitmineralik. Und die ist so weich, das geht eigentlich gar nicht, fast könnte man sie buttrig nennen.“ Schon hier nimmt man dem Kommissar nicht mehr ab, dass er unglücklich über die Notwendigkeit einer Fortsetzung der Ermittlungen sein könnte. Zu sehr leuchten die Igeläuglein, als er den nächsten Schluck nimmt: „Harry, hol Meyer Zwo, wir brauchen Feuerschutz, da kommt hinten heraus eine süßliche Zitrone im Abgang zum Vorschein, die bleibt fast ewig. Mit noch mehr Luft wird das außerdem so richtig ananassig, mit so einem ganz kleinen Hauch Batida-Kokosrum. Und da ist auch wieder die Aprikose. Harry, ich fürchte, wir drehen uns im Kreis.“
Was soll er auch machen, der Kommissar Igel, so ein schwieriger Fall kommt ihm genau einmal im Jahr vor die Geschmacksknospen. Und immer ist es der Idig, der so vielgesichtig und chamäleonhaft auftritt. Inga Lürsen hat ihren Mörder längst gefangen da spürt unser Kommissar noch immer diesem immer voller und kräftiger werdenden Abgang hinterher. Sehr saftig, fast etwas verhalten in der Säure wirkend, weil er so viel Extrakt und Fruchtsüße mitbringt. Manchmal wirkt das ein wenig überladen, oder sagen wir, es würde für jeden anderen überladen wirken – unser Kommissar ist so ein harter Hund, der liebt ja solche Weine. „Harry, jetzt kommen auch noch Lindenblüten zum Vorschein, das gibt es doch gar nicht! Und dann wieder das Granitige, jetzt mit einer Spur Feuerstein. Unglaublich! Das ist wieder so eine Idig-Wundertüte, die im Glas stundenlang immer neue Facetten zeigt. Bis hin zur Bourbonvanille, die ein paar Sekunden lang deutlich zu riechen ist, mit einem Anflug von Birne, fast wie ein Chardonnay wirkt das eine Weile. Dann aber doch wieder Ananas und Aprikose.“
Letzte Einstellung, die Kamera zeigt, wie im Gesicht unseres Kommissars die Sonne aufgeht. Wäre das Ganze ein Comic, würde jetzt eine eingeschaltete Birne über der Rübe des Ermittlers schweben. Jedem ist klar – der Mann hat die Lösung gefunden, gerade noch rechtzeitig, bevor er Opfer des Alkohols geworden wäre. „Harry, ich habs, das ist wie die Sache mit dem Orientexpress. Das ist nicht ein Täter, die sind es alle miteinander. Harry, hol schon mal die grüne Minna, die sind alle festgenommen!“ Fade out, verschwommen sieht man noch, wie der Kommissar schon davon träumt, dass ihm die schwarz-weiße Blondine aus der Rückblende im kommenden Jahr den Idig 2012 auf den Tisch stellt. 92 von 100 Willipunkten!
Kommentare