Hewitson Old Garden Mourvedre 1998
Weh-Weh-Weh Willis Wein Werkstatt
Heute auf der Hebebühne: Hewitson Old Garden Mourvedre 1998, Barossa Valley, Australien
Der Frühling macht sich breit, es wird Zeit für ein wenig Gartenarbeit. Nun ist der Weinigel mit Hacke, Schaufel, Rindenmulch und Vertikutierer ähnlich geschickt wie die FDP-Spitze in der Sozialpolitik. Deswegen beschränkt sich die Gartenarbeit auch in diesem Jahr wieder auf den Old Garden von Hewitson. In dem steht Mourvedre, eine eigentlich eher kantige, erdige Rebsorte, fast ein wenig bäuerlich. Die man aus Südfrankreich kennt, wo sie dem Syrah und der Grenache gerne ein würziges Rückgrat gibt. Hewitsons machen das anders, sie bauen den Mourvedre reinsortig aus. Klingt nach echter Gartenarbeit für den Gaumen, denn Charme und Eleganz sagt man purem Mourvedre eigentlich nicht wirklich nach.
Aber der Reihe nach, erst einmal kommt die Igelnase in den Riedelhumpen. Und findet einen dicken Strauß von garrigueigen Kräutern. Haben die überhaupt Garrigue, da unten in Australien? Ginster, Schlehen, Macchia? Zwischen dir Kräuter drängt sich dann eine Fleischextratnote, ein Reifeton – der machdrückliche Hinweis, dass wir es hier mit keinem önologischen Jungspund mehr zu tun haben, sondern mit einem gut gereiften Tropfen, der bereits vierzehn Jahresringe um sich gesammelt hat. Auch etwas Schokolade ist mit drin, recht fein. Und eine Spur Eukalyptus, obwohl der Wein in französischer und nicht in amerikanischer Eiche ausgebaut worden ist, ganz erstaunlich.
Am Gaumen kommt erst einmal Schwarzkirsche, ein Hauch Brombeersaft, weniger Garrigue, hier steht der Wein klar auf der Frucht. Bringt auch eine herrliche Süße mit, dazu einen Hauch Marzipan und wieder dieses Spürchen Bratensaft aus der Nase. Richtig gut tut ihm der für einen „Känguru-Wein“ sehr niedrige Alkohol von 13,5 Prozent. So gewinnt der Wein ungemein an Eleganz, kann seine mineralische Seite zeigen. Mit mehr Luft wird dieser mineralische Ton immer prägnanter, begleitet vom nun so langsam auch im Geschmack hervortretenden Eukalyptus. Auch die Garrigue meldet sich dann doch noch wieder ein wenig, aber sehr zart und verhalten. Schließlich tritt noch etwas Teer auf den Plan, nasser Asphalt nach einem Sommerregen. Wirkt europäisch, wie ein guter Châteauneuf – mit einem Hauch von gereiftem Musar, denn nach und nach arbeitet sich da ein wenig Orange an die Oberfläche. An sich hinkt dieser Vergleich aber, der Hewitson ist viel feiner, komplexer und eleganter als ein Musar.
Sehr schöne Länge,. Sehr konzentriert, ganz hinten dann allerdings ein klein wenig in der Komplexität nachlassend. Dennoch ein selten gelungener, selten feiner, wunderbar eleganter Mourvedre, den man blind wohl kaum nach Australien gesteckt hätte. 89 von 100 Willipunkten.
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