2009er Spätburgunder Edition Ponsart, Winzergenossenschaft Mayschoß-Altenahr


Weh-Weh-Weh Willis Wein Werkstatt

Heute auf der Hebebühne: 2009er Spätburgunder Edition Ponsart, Winzergenossenschaft Mayschoß-Altenahr

Was ist denn eigentlich schon wieder los in Deutschland. Liegt es am Karnevalsbeginn oder warum drehen plötzlich alle am Rad? Bei der HRE findet sich ganz überraschend die Kleinigkeit von 55 Milliarden Euro in irgendeiner virtuellen Schublade, weil die Banker Plus und Minus nicht richtig auseinander halten konnten. So ähnlich muss es wohl auch bei der Erstellung der Bilanzen der Commerzbank gelaufen sein, denn die ist inzwischen derart pleite, so erfahren wir im Heute-Journal, dass die Commerzbänkler die Zinsen der von ihnen aufgenommen staatlichen Kredite nicht mehr zurück zahlen können. Was die Commerzbank allerdings nicht daran hindert, direkt im Anschluss an genau die Nachrichtensendung, die diese traurige Meldung verbreitet, das Wetter zu „präsentieren“. Wie geht das denn? Faktisch Pleite aber jede Menge Kohle, um die Sonne scheinen zu lassen?

In der Politik läuft es auch nicht runder. Die CDU will plötzlich einen Mindestlohn einführen, auch wenn der natürlich offiziell nicht so heißen darf. Trotzdem, das sei ein dicker Hund, meint der dicke Hundt, der vom Arbeitgeberverband. Wobei… nicht dass es jetzt links irgendwie rationaler zuginge. Die rote Heidi, also die Frau Zeul, die irgendwann in den Siebzigern mal gefühlt fünf Minuten mit einem gewissen Herrn Wieczorek verheiratet war, ruft zum Boykott des Festakts anlässlich des 50. Geburtstags des Entwicklungsministeriums auf. Weil dort nur der Herr Niebel von der FDP sprechen darf und keiner seiner roten oder schwarzen Amtsvorgänger. Dabei war der Frau mit dem roten Sturzhelm wohl völlig entfallen, dass sie selbst beim 40. Geburtstag als damals amtierende Ministerin ihre Vorgänger auch nicht zu Wort kommen lassen wollte.

Ganz links wird es dann noch drastischer. Der Herr Niemeyer, seit 1997 mit Sahra Wagenknecht verheiratet, erklärt öffentlich, dass er sich freue, wenn Sahra sich zwischendrin mal die Zeit mit Oscar Lafontaine vertreibe, dem gefühlten Zwillingsbruder von Dominique Strauss-Kahn. Scheint sich um die Vergemeinschaftung der Reproduktionsmittel zu handeln. So langsam wird mir die Linkspartei sympathisch!

Anlass genug, sich auch oenologisch mal einem Genossen zuzuwenden. Dem 2009er Ponsart von der Winzergenossenschaft Mayschoß. Goldener Preis der DLG-Bundesprämierung und Sieger der Landesweinprämierung 2010 in Rheinland Pfalz. Na, von mir aus. Ich finde diese Medaillen überflüssig bis zum Anschlag. „Das braucht ja kein Mensch“, um es mal mit Robert Geiss zu sagen. Normalerweise sind Kammerpreismünzen und dieser ganze Tand ja eher als Warnhinweis denn als Empfehlung zu betrachten. Erst recht, wenn der stolze Winzer, dem es zumeist an originärer Reputation gebricht, die Flasche zu Werbezwecken mit solchen Phantasieauszeichnungen ziemlich flächendeckend zukleistert. Sieben Preise ist meine persönliche Bestmarke – gezählt auf einer Flasche Pfälzer Auslese von 1976. Das lässt mich immer an Breschnew und seine Generälen denken. Die Älteren werden sich dran erinnern, wie die meist achtzig- bis hundertjährigen Marschälle bei der Maiparade am roten Platz immer mit deutlicher Schlagseite nach vorne auf der Tribüne standen, weil der Doppelzentner Orden auf der Brust sie aus dem Gleichgewicht brachte.

Da ich den Ponsart aber schon seit vielen Jahren als zuverlässigen Spätburgunder der besseren Sorte kenne, lasse ich mich vom DLG-Lametta nicht weiter abschrecken und probiere das gute Stück einfach mal. Sehr schöne Spätburgundernase. Erdbeerig, wobei das richtig reife Erdbeeren sind. Dazu auch ein wenig würzigere Noten, feuchtes Unterholz, frisch gepflückte Pilze, auch ein wenig Himbeere und ein Anflug Likörkirsche aus dem Piemont – da baggern sich die 14 Prozent Alkohol an die Rezeptoren im Riechkolben. 

Am Gaumen noch deutlich zu jung. Etwas Tannin, eher aus dem Lesegut als aus dem Fass, aber nicht grün. Dahinter viel Volumen, das ist ein herb-männlicher Tropfen mit reichlich Muskeln. Erst schmiegen sich in der Pfanne geröstete Provencekräuter ans Zäpfchen, dann das schon erwähnte Tannin, dann wieder Kräuter, ehe sich nach einigen Sekunden die Fruchtsüße an die Oberfläche strampelt. Allerdings bleibt die Frucht am Gaumen eher noch verhalten. Die schöne Erdbeere aus der Nase zeigt sich erst einmal noch nicht. Dafür dominiert der Alkohol noch ganz ordentlich. Wenn man nicht wüsste, wie sich die Ponsarts entwickeln und was für Langstreckenläufer sie sein können, müsste man fast ein wenig daran zweifeln, ob sich das noch rundet.

Aber ich kenne die Kameraden ja. Weiß, dass sie 15 Jahre Isolierhaft leichter absitzen als jeder Gewohnheitsverbrecher. So ein ganz klein wenig deutet sich das mit mehr Luft auch schon an – da lugen Frucht und eine gewisse Mineralität hinter Alkohol und Tannin hervor. Noch ist das Ganze sehr pointillistisch und man muss schon viel Abstand nehmen, um alle Facetten des Gesamtkunstwerkes auf einen Schluck zu erfassen. Aber Seurat ist mit seiner Ile de la Grande Jatte zunächst ja auch ausgelacht worden. Das wird!

Oh ja, schon nach 30 Minuten legt er drastisch zu. Die Erdbeere gewinnt an Präsenz und Charme. Würze und Mineralität beginnen, die Tanninen aufzugraben. Was für ein Potenzial!

Was man bei den Ponsarts nie so genau weiß: Entwickeln sie sich einfach nur zu großen deutschen Spätburgundern oder legen sie sich auch eine französisch-burgundische Eleganz zu? Was man weiß: Für 15 Euro ein unglaubliches Schnäppchen! Tolle Länge, sehr viel Druck, dabei aber selbst unter den 14 Prozent Alkohol noch weich, fein und elegant. Große Zukunft, vielleicht der beste Ponsart ever?

89++ von 100 Willipunkten. Sollte mich nicht wundern, wenn der in zehn Jahren bei 92 bis 93 Punkten ankäme.

Kommentare

Mia hat gesagt…
toller artikel!

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