Posts

Es werden Posts vom 2017 angezeigt.

Weh-Geh-Weh Willis Gastro Werkstatt Heute: Vierschänkentournee Teil 40: Gästehaus Klaus Erfort, Saarbrücken

Bild
In der letzten Folge habe ich ein wenig unwirsch darüber berichtet, wie das Histoires in Paris mit mir Hase und Igel zu spielen und das Menü im Sprint zu servieren versucht hat. Das Gegenteil habe ich auch schon erlebt. Im Saarland. Bei Klaus Erfort. Nun gilt der Saarländer nicht gerade als übertrieben spritzig. Der Name der Ministerpräsidentin erinnert mehr an eine Kurzgeschichte. Heinz Beckers Programm besteht fast nur aus Kunstpausen. Und Erich Honecker hat aus dem Saarland eine Arbeitsmoral ins Arbeiter- und Bauernparadies der Ostzone exportiert, bei der man zur Sicherheit mal nicht in Tagespensen, sondern in Fünfjahreszeiträumen plante. Ganz so lange dauerte das Einnehmen des Menüs im Gästehaus Anno 2010 wohl nicht, doch waren die beste Igelin von allen und ich um 19 Uhr eingetroffen, gegen 22 Uhr dann auch schon mit den Amuses durch und kurz vor 2:00 Uhr bei den Mignardises angelangt. Obwohl ich den Maitre mehrfach darauf hingewiesen hatte, dass noch eine zweistündige He

Weh-Geh-Weh Willis Gastro Werkstatt Heute: Vierschänkentournee Teil 40: Histoires, Paris

Bild
Ist Eurowings eigentlich Rechtsnachfolger von Air Berlin? Jedenfalls hätten die nicht so viel Personal und Maschinen von denen übernehmen sollen. Etliche Stunden Verspätung hatte mein Flug nach Paris bereits. Natürlich stand niemand am Gate, der irgendwas wusste oder gar die schwierige Frage hätte beantworten können, ob der Flug denn überhaupt noch gehen würde oder ob ich - wie beim letzten Mal - die vier Stunden absitzen würde, um danach dann freundlich in die Maschine gebeten zu werden und dort eine Ansage der Piloten zu vernehmen, der Flug werde nicht mehr stattfinden, weil die Leitstelle das so entschieden habe. Nö, klar, ist ja auch viel schöner, das Auto dann erst um 22 Uhr anzumieten und gut ausgeruht aber atemlos, durch die Nacht, bis 3:30 Uhr über die Autobahnen zu rasen. Also versuchte ich, mich diesmal frühzeitig schlau zu machen. Hotline von Eurowings, läuft super. Und zwar vor allem die Pausenmusik. 28 Minuten lang. Ich schaltete nach 14 Minuten auf laut und erfreuete

Weh-Geh-Weh Willis Gastro Werkstatt Heute: Vierschänkentournee Teil 39: Atelier München

Bild
Seit sechs Wochen höre ich nichts anderer als „Sondierungen“, „Sondierungen“, „Sondierungen“. Alle sind ganz neugierig darauf, was wohl bei diesen Sondierungen herauskommen mag. Der Igel kennt Sonden eigentlich nur aus zwei Zusammenhängen. Zum einen sind das die Teile, die der Arzt einem in den Körper steckt, wenn der begründete Verdacht besteht, dass etwas gewaltig in Unordnung ist und ein Organismus so krank ist, dass er nur noch chirurgisch repariert werden kann. Zum anderen sind Sonden diese Teile, die in der Raumfahrt genutzt werden; die man also zum Beispiel auf den Mond schießen kann. Und irgendwo im Spannungsfeld zwischen krank und auf den Mond schießen bewegt sich auch die politische Klasse in Berlin. Angela Seehofreiter sondiert sich endlos den Wolf(gang Kubicki), ohne dass Zählbares erreicht würde. Man kann als Bürger kaum dagegen ansaufen, zumal es im Lokal immer länger dauert, bis der nächste Wein kommt – Personalknappheit dank Seehofer, die berühmte Ober-Grenze.

Weh-Geh-Weh Willis Gastro Werkstatt Heute: Vierschänkentournee Teil 38: Harald Wohlfahrt, Traube Tonbach

Bild
„Dazu habe ich mal zwei Jahre gearbeitet.“ Sprach sie und merkt gar nicht, dass sie damit bei mir gleich mal den Soziologenstempel weg hatte. Oder von mir aus auch den Sozialpädagogenstempel. Gibt sich nicht viel. Beim Igel einen dieser Stempel weg zu haben, das ist kein gutes Vorzeichen für die weitere Interaktion mit dem Stacheltier. Sozialpädagogenstempel, hui, da steht die Betroffene auf einem Beliebtheitsgrad nur noch knapp über Erdoganniveau. Soziologe, Sozialpädagoge, au weia! Sind so „Berufe“, in denen man keine Werkstücke herstellt. Und nicht unbedingt allzu ergebnisbezogen arbeitet. Deswegen arbeitet man auch nicht „an“ etwas oder „mit“ etwas, sondern „zu“ etwas. Eigentlich genau die richtige Wortwahl. Denn während meine Soziologin ja in Wahrheit nur versuchte, sich noch etwas hochtrabender auszudrücken als sonst und ihrem zwecklosen Tun damit wenigstens einen hauchdünnen Anstrich von Sinnhaftigkeit zu verleihen, entsprang dieser Verquastheit für genaue Zuhörer eine entla

Weh-Geh-Weh Willis Gastro Werkstatt Heute: Vierschänkentournee Teil 37: Le Meurice

Bild
Im Urlaub ist ja vielleicht Zeit, sich mal ein etwas dickeres Buch vorzunehmen. Warum nicht Paul Austers neues Werk "4 3 2 1"? Ich habe mich gerade mit Genuss durch die 1250 Seiten gewühlt und muss bilanzieren: Für mich eines der interessantesten Bücher seit langem. Die Grundidee ist faszinierend. Wie unterschiedlich kann sich das Leben eines Menschen entwickeln, wenn sich nur ein paar Rahmenbedingungen verändern? Um das aufzuzeigen beschreibt Auster das Leben seines Protagonisten, Archibald Ferguson, in vier unterschiedlichen Varianten. Nicht einfach, beim Lesen mit dem Autor Schritt zu halten, denn die vier Biographien folgen nicht aufeinander, sondern sind ineinander verwoben wie in einer Quadrupelhelix. Archie 1 verliebt sich in Amy, während Archie 3 gerade mit Susie zusammen ist. Zwischendrin wird kurz über die bisexuellen Erfahrungen von Archie 2 berichtet. Archie 4 hingegen ist noch Single. Dann blenden wir zurück auf Archie 1, der sich gerade von Amy trennt und S

Weh-Geh-Weh Willis Gastro Werkstatt Heute: Vierschänkentournee Teil 36: Franck Giovannini im Restaurant Benoit Violier

Bild
Genau, es gibt Gedanken, auf die man wohl nur kommt, wenn man mit einer Restfettn aufwacht. Das muss man für die nicht habsburgisch Vorbelasteten aus der geneigten Leserschaft vielleicht erklären - vom Aufwachen mit einer "Restfettn" spricht man nicht etwa, wenn man am Vorabend bei der Ü-30-Party gegen Ende der Feier noch das an der Bar übrig gebliebene hochadipöse weibliche Wesen vom rubensischen Phänotyp in den Igelbau abgeschleppt hat und des Morgens mit einer gewissen Verwunderung neben sich im Bett die Zwillingsschwester von Beth Ditto vorfindet. Vielmehr ist die "Restfettn" der zwischen Inn und Donau gängige Fachterminus für den Grad der beim mittäglichen Aufwachen noch verbliebenen leichten Alkoholisiertheit, wenn der Abend erst kurz vor dem Hellwerden geendet hatte und mindestens so feucht wie fröhlich gewesen war. Ein sofort unter Naturschutz zu stellender Begriff, der mir unendlich viel sympathischer ist als andere, ähnlich erklärungsbedürftige Vokabel

Weh-Geh-Weh Willis Gastro Werkstatt Heute: Vierschänkentournee Teil 35: Schloss Berg Christian Bau

Bild
„Genau“ – ein Wort von gerade einmal bescheidenen fünf Buchstaben, nicht einmal besonders ausgefallenen dazu, und doch innerhalb weniger Jahre aufgestiegen zum Superstar des Dummdeutsch. Eine rasante Karriere von der grauen Maus im Duden, adjektivisch auf Präzision hindeutend oder auch schon mal als zustimmende Interjektion ins Gespräch geschmissen, weniger zum Ausdruck bringend, dass man die Meinung des Vorredners tatsächlich ganz exakt teile, denn diesen höflich ermunternd, ihm Unterstützung signalisierend, vielleicht auch um sich vom Lager der ja immer irgendwo lauernden ganz anders Denkenden abzugrenzen. Doch die Zeiten dieses verbalen Mitläufertums sind für unser „Genau“ vorbei. Heute eröffnet das Wort nicht nur Sätze, sondern ganze Vorträge. Doch nicht um Zustimmung zu einem oft nicht einmal in Erscheinung getretenen Vorredner zu signalisieren, sondern als Spezialfall des „non sequitur“, es folgt auf nichts und aus nichts. Es überspielt nur die Unsicherheit des Sprech

Weh-Geh-Weh Willis Gastro Werkstatt Heute: Vierschänkentournee Teil 34: Georges V

Bild
Jetzt ist die Wintersportsaison dann endlich wieder vorbei und man riskiert nicht mehr, bei Einschalten des Fernsehers Markus Waswörndl-Riesch über den aggressiven Schnee philosophieren zu hören. Aggressiver Schnee... Da hab ich gleich wieder Bilder im Kopf. Ein Schneekristall, das mir mit der Faust droht und dabei wüste Beschimpfungen ausstößt. Auf Eurosport sieht man die Sache ganz anders und spricht vom stumpfen Schnee. Und wieder sehe ich ein Schneekristall vor mir, auf einem fussbroichesken Sofa, im Unterhemd, in die Gegend stierend und kulturell wie intellektuell völlig desorientiert. Äh, ja, wie komme ich jetzt vom Schnee zur Gastronomie? Da kommt einem im Zusammenhang mit Schnee eigentlich nur der Witzigmann in den Sinn. Und bei dieser Art von Schnee weiß man ja auch nie, ob der stumpf oder aggressiv macht. Aber der Igel hat die besten Techniker und perfektes Material und wedelt gleich mal weiter an die Seine. Genauer gesagt ins Le Cinq, einen der dreigesternten Tempel

Schanz Restaurant, Piesport

Bild
Absolut empfehlenswerte Adresse. Pointierte Küche, alle Produkte auf den Punkt gegart und abgeschmeckt. Keine billige Effekthascherei durch Gewürze, sondern nuancenreich abgeschmeckt und immer das Produkt im Mittelpunkt lassend. Hilfreicher und sehr aufmerksamer Service. An der Weinkarte könnte man noch arbeiten, es ist aber für jeden Geschmack und Geldbeutel etwas dabei. Besonders hervorzuheben sind noch die Minardisen zum Kaffee. Sonst immer eher Stiefmütterlich behandelt, läuft hier die Küche nochmals zur Hochform auf. Man schmeckt genau das, was der Service erklärt hat. Hier waren wir nicht zum letzten Mal. http://schanz-restaurant.de/

Weh-Geh-Weh Willis Gastro Werkstatt Heute: Vierschänkentournee Teil 33: Martin Berasategui

Bild
Der eifrige Leser dieser Kolumne weiß es nur zu gut, der Igel ist keiner, der sich von Vorurteilen leiten lässt. Keiner, der Klischees nachplappert. Der Igel ist einer, der erst mal selbst der Sache auf den Grund geht. Und so wird sich der Igel hüten, den nagelneuen amerikanischen Präsidenten aus der Ferne in Bausch und Bogen zu verdammen. Der Igel macht es anders. Er fährt hin und redet mit dem Mann. Lesen Sie hier das große Trump-Interview zu Wein, Weib und Gesang! Willi Igel (Willi): Good Morning, Mr. President, ich freue mich, dass Sie sich die Zeit für mich nehmen und heute mit mir über mein Leib und Magen-Thema sprechen wollen, die Gastronomie! Was sind ihre Pläne für die amerikanische Gastronomie? Donald Trump (Donald): Hi Willi! Wir haben in Amerika die beste Gastronomie der Welt! Die beste! Wir waren es, die Louis Armstrong zum Mond gebracht haben. Und das ist schon lange her. Inzwischen sind wir noch besser geworden. Nach Lance Armstrong kam Moonraker, das war großa

Weh-Geh-Weh Willis Gastro Werkstatt Heute: Vierschänkentournee Teil 32: Cheval Blanc

Bild
„Das trägt man heute so!“ Meinte der Verkäufer. Im völlig sinnlosen Bestreben mir etwas als Mantel zu verkaufen, das in einem sachlichen Sprachgebrauch nur als Jacke durchgegangen wäre. Eine knappe Handbreit unter dem formschönen Igelhintern endete das Ding. „Schauen Sie, guter Mann“, hatte ich dem Ladenschwengel zuvor erläutert, „der Igel muss wirklich alle Register ziehen, will er in der kalten Jahreszeit nicht in den arttypischen Winterschlaf fallen. Was schon deswegen eine Katastrophe wäre, weil ich dann schon wieder die komplette Trüffelsaison versäumte. Und Mantel, guter Mann, das kommt von ummanteln, das soll mich einhüllen, vom Kopf bis fast zu den Füßen.“ Nichts zu machen, nicht nur dieser Mantel war kürzer als die Liste kompetenter Mitglieder des Bundeskabinetts, das gesamte Sortiment meines Herrenausstatters bestand nur noch aus diesen Dingern, deren guter Vorsatz, sich von den Schultern herab auf den Weg bis an die Waden zu machen, spätestens am beginnenden Oberschenkel